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Kyborg Lexikon

Die Entwicklung des Diskurses

Autor: Tobias O. R. Alke

Im vorliegenden Abschnitt soll keine detailierte Darstellung sämtlicher Konzepte und Überlegungen zu Altruismus Anschluss finden sondern vielmehr ein Überblick über die zentralen Schwerpunkte der Debatte. Die Zentrale Diskussion wird erst im anschließenden Kapitel zu den ausgewählten Perspektiven des Altruismus und ihrem Beitrag zu einer Wiederbelebung der Altruismusdebatte in der Soziologie beitragen, welche zunehmend durch Modelle aus Sozialpsychologie und verstärkt Ökonomie dominiert wird. Um jedoch die notwendigen Modelle zu spezifizieren, ist vorher eine Eingrenzung der vorhandenen Texte durchzuführen, was hier mit Hilfe von online zugänglichen Datenbanken ermöglicht wurde. Die genauen Arbeitsschritte sind Anhang A/B zu entnehmen. Der Literatureingrenzung gingen die grobe Einarbeitung in folgende Texte voraus: Baurmann (1990), Bierhoff (2002a/b), de Waal (2008), Fehr/Gächter (2002), Hillmann et al. (2007: 23), Mauss (1990), Nagel (2005), Ockenfels (1999) und Tomasello (2010). Die Eingrenzung des Zeitraums bis 1990 wird einerseits auf Grundlage von Piliavin/Charng (1990) gewählt, welche eine interdisziplinäre Übersicht über den theoretischen und empirischen Forschungsstand zu Altruismus bis 1990 lieferten, u.a. auch für die Soziologie. Weiter wurde zum Zeitpunkt der Erhebung (Anhang A) das Ausgangsdatum 1990 gewählt, da bis dahin, keine datenbankübergreifende Verfügbarkeit zu den unten aufgeführten Suchbegriffen nach 1990 über die primäre Datenbank (HEIDI – Universität Heidelberg) möglich war.

Die Soziologie nimmt im Rahmen der Diskussionen um Altruismus eine vergleichsweise untergeordnete Rolle ein, obwohl sie durch Auguste Comte (ihrem Namensgeber, sowohl des Altruismus als auch der Soziologieselbst (s.u.)) Ursprung des Begriffs ist. Damit verbundenen ist eine prägende Wirkung durch das Verständnis der Nächstenliebe, einer Aufopferung und Rücksicht für andere wie sie Comte fordert. Im hier vorliegenden Abschnitt sollen einführend die bereits in der Einleitung genannten Disziplinen Philosophie, Anthropologie, (Sozial-)Psychologie, Ökonomie und Soziologie in Zahlen (Tabelle 1) visuell (Abb.1) dargestellt werden um ihr jeweiliges Gewicht in der Debatte um Altruismus zu skizzieren.

Tabelle 1: Gesamtansicht der Publikationen des Altruismusdiskurses von 1990 bis 2013 in Zahlen

JahrGesamt199019911992199319941995199619971998199920002001200220032004200520062007200820092010201120122013*
Anthropologie409
0,30%
4
0,14%
10
0,36%
11
0,37%
9
0,30%
9
0,27%
12
0,35%
15
0,40%
11
0,26%
13
0,28%
14
0,29%
21
0,40%
13
0,25%
16
0,29%
14
0,23%
18
0,28%
24
0,35%
21
0,27%
32
0,40%
28
0,34%
21
0,26%
24
0,30%
30
0,33%
26
0,28%
13
0,25%
Philosophie9322
6,90%
149
5,15%
144
5,12%
152
5,10%
193
6,35%
190
5,61%
214
6,33%
214
5,71%
235
5,45%
278
6,04%
312
6,42%
358
6,81%
348
6,68%
363
6,47%
416
6,98%
425
6,53%
470
6,82%
572
7,29%
629
7,83%
642
7,79%
597
7,32%
599
7,47%
697
7,64%
679
7,44%
446
8,64%
Ökonomie14452
10,69%
208
7,19%
232
8,24%
239
8,01%
259
8,83%
275
8,13%
303
8,96%
363
9,69%
420
9,74%
437
9,49%
439
9,03%
459
8,73%
536
10,29%
528
9,42%
650
10,90%
687
10,55%
790
11,47%
882
11,24%
937
11,67%
1052
12,77%
1033
12,66%
1029
12,82%
1051
11,52%
1071
11,73%
572
11,09%
Psychologie13850
10,25%
228
7,88%
269
9,56%
273
9,15%
224
7,37%
316
9,34%
277
8,19%
344
9,19%
380
8,81%
452
9,82%
509
10,47%
576
10,95%
524
10,06%
662
11,81%
641
10,75%
693
10,65%
708
10,28%
771
9,82%
790
9,84%
840
10,20%
864
10,59%
838
10,44%
1093
11,98%
957
10,48%
621
12,03%
Soziologie4302
3,18%
86
2,97%
86
3,06%
78
2,61%
110
3,62%
98
2,90%
113
3,34%
130
3,47%
119
2,76%
118
2,56%
139
2,86%
147
2,80%
170
3,26%
168
3,00%
194
3,25%
226
3,47%
216
3,14%
262
3,34%
266
3,31%
335
4,07%
296
3,63%
276
3,44%
296
3,25%
251
2,75%
122
2,36%
Anteil der 5
Disziplinen
insgesamt
31,32%23,34%26,33%25,24%26,17%26,24%27,18%28,46%27,01%28,19%29,06%29,68%30,56%30,98%32,13%31,48%32,05%31,95%33,04%35,17%34,45%34,47%34,72%32,68%34,38%
Diskurs
insgesamt
135163289228142983303833813381374543134604486252595207560759616509688978508032823881598024912191315160
Quelle: eigene Erhebung über HEIDI (siehe unten) vom 21.11.2013; eigene Darstellung; Anmerkungen: Angaben in N = Fallzahl; Suchwort der Erhebung „altruism“; technisch bedingt kann diese Darstellung nur als Stichprobe gewertet werden, nicht jedoch als repräsentative Gesamtansicht; * = Reihe 2013 ist aufgrund des Erhebungszeitpunktes unvollständig.

Dem schließt sich ein kurzer Leitfaden inhaltlicher Schwerpunkte der unterschiedlichen Jahrzehnte an. Für den Zeitraum von 1990 bis 1999 liegen (N =) 78 (stichprobenartig) erfasste Literatureinträge vor, im Zeitraum von 2000 bis 2009 liegen (N =) 160 (stichprobenartig) erfasste Literatureinträge vor und im Zeitraum von 2010 bis 2013 sind es (N =) 91 (stichprobenartig) erfasste Literatureinträge. Inhaltliche Anmerkungen beziehen sich auf eine Recherche, beschränkt auf den Fachbereich Soziologie. Aufgrund der schwierigen Abgrenzung der inhaltlichen Fragestellungen der Soziologie insbesondere zur Psychologie, haben die hierfür berücksichtigten Datenbanken einen sehr hohen Anteil (Sozial-) Psychologischer Schriften auch der Soziologie zugeordent. Diesen Umstand werte ich im Rahmen des Anspruchs einer Wiederbelebung des Altruismusdiskurses in der Soziologie als positiv, da die (Sozial-)Psychologie im Gegensatz zur Soziologie ein äußerst hohes Forschungsangegement bewiesen hat und viele offene Fragestellungen und Zweifel der Soziologie ausräumen kann, erkennt die Soziologie die Leistungen der (Sozial-)Psychologie an.

Wie Abb. 1 deutlich macht, nimmt die Ökonomie, wie in vielen anderen Bereichen, auch im Altruismusdiskurs eine dominante Rolle ein. Bezogen auf das Thema Altruismus hat sie sogar die Psychologie überholt, die mit Ausnahme des Jahres 2011 stark nachgelassen hat. Zwar hat sich die Philosophie auch gut entwickelt, doch lässt sie insgesamt nach, während die Soziologie nach ihrem Allzeithoch von 2008 relativ konstant abnimmt. Berücksichtigt man die damalige weltweite Bankenkrise, welche noch bis heute Auswirkung zeigt (Juli 2015), und den damit verbundenen Massenenteignungen von Hauseigentümern aufgrund von „faulen“ Krediten seitens ihrer Kreditgeber, welche 2013 wieder für den internationalen Handel zugelassen1 worden sind, haben diese zu internationalen Knappheitsgefühlen beigetragen und damit das Freiheitsempfinden weltweit stark beschnitten. Dies führt laut dem allgemeinen Verständnis von Soziologie, zu einer Reduzierung ihrer Existenzberechtigung/-Grundlage, wie die Einleitung in die Soziologie weiter unten im Text zeigt. So kann die Bankenkrise von 2008 auch unmittelbar als Gefährdung der Soziologie als Disziplin selbst betrachtet werden und scheint der Ökonomie erhebliche Erfolge beschert zu haben, zumal nur diese über 2011 hinweg ein stetes Wachstum ihrer jährlichen Publikationen zu verzeichnen hat. Der Altruismusdiskurs in der Soziologie findet dabei überwiegend in (Sozial-)Psychologischen Zeitschriften statt, während nur ein Bruchteil in wirklich soziologischen Zeitschriften erscheint. Dies spricht zum einen für die interdisziplinäre Bedeutung der Altruismusthematik, weißt aber auch auf einen alarmierenden Rückgang der Diskussionsbeteiligung von Seiten der Soziologie hin. 

So zeigt Tabelle 2 einen Überblick über alle Zeitschriften, welche im vorangegangenen Überblick Artikel zu Altruismus enthielten.

Tabelle 2: Zeitschriften für soziologische Altruismuspublikationen im Überblick.

PlatzGesamtZeitschrift1990-19992000-20092010-2013
139Journal of Personality and Social Psychology17616
219European Journal of Social Psychology2143
314Environment and Behavior491
44Journal of Applied Social Psychology77
512Journal of Experimental Social Psychology57
612Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly75
710Social Philosophy & Policy82
810Journal for the Theory of Social Behavior163
98Child Development26
107Social Psychology Quarterly52
117The Journal of Social Psychology232
127Group Processes & Intergroup Relations43
136Journal of Family and Economic Issue6
146Journal of Social and Personal Relationships42
155Journal of Marriage and Family122
165Journal of Social and Evolutionary Systems5
174American Journal of Sociology22
184International Sociology22
194Social Forces4
204Social Indicator Research22
214Sociological Perspectives31
224Sociological Theory31
234Urban Studies22
243American Sociological Review3
253Annual Review of Sociology21
263European Journal of Sociology12
273European Sociological Review21
283Sociological Forum111
293The Sociological Quarterly12
302Agriculture and Human Values11
312Community Development Journal2
322Discourse Society2
332Economy and Society2
342Gender & Society11
352Journal of Community & Applied Social Psychology2
362Journal of Social Issues2
372Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie11
382social science and public policy2
392Sociology of Religion11
402Space and Culture2
412Time & Society2
421Acta Sociologica1
431American Sociological Association1
441Body & Society1
451British Journal of Social Psychology1
461Cultural Studies1
471Environment and Planning A1
481Gender Issues1
491Group & Organization Management1
501International Journal of Urban and Regional Research1
511International Regional Science Review1
521International Review of Social History1
531Journal of Urban Economics1
541Journal of Contemporary Ethnography1
551Journal of Social Biological Structures1
561Journal of Social Distress and the Homeless1
571Journal of Sociology1
581Organization1
591Organization Studies1
601Regional Studies1
611Revue francaise de sociologie1
621Social Analysis1
631Social History1
641Social Problems1
651Society1
661Sociology1
671Teaching Sociology1
681The American Sociologist1
691The British Journal of Sociology1
701The Canadian Journal of Sociology1
711The Journal of Mathematical Sociology1
721The Sociological Review1
Quelle: eigene Erhebung (aus HEIDI 2013); eigene Darstellung

Dabei wird deutlich, das vor allem Sozialpsychologische Zeitschriften den Diskurs im sozialen Kontext dominieren. Unter die ersten 5 Zeitschriften gehören das „Journal of Personality and Social Psychology“, das „European Journal of Social Psychology“, „Environment and Behavior“, das „Journal of Applied Social Psychology“ und das „Journal of Experimental Social Psychology“. Erst ab Platz sechs folgen stärker soziologische Fachzeitschriften, „Nonprofit and Voluntary Sector Quarterly“ oder „Social Philosophy & Policy“ wobei die streng soziologischen Fachblätter wie das „American Journal of Sociology“ erst ab Platz 17 folgen und sämtliche Schlusslichter des Überblicks von soziologischen Fachzeitschriften gebildet werden. Will man mit seinem eigenen Beitrag über Altruismus, einem Begriff mit seinen Wurzeln in der Soziologie, am möglichst breiten Diskurs teilnehmen, scheint es sinnvoller zu sein sich möglichst im Journal of Personality and Social Psychology zu positionieren und sich gegen fachspezifische Soziologiezeitschriften zu entscheiden, da die Themenauseinandersetzung der soziologischen Fachzeitschriften schlicht und einfach minimal ist. Selbst in einem ihrer eigenen fachspezifischen Themen, ist die Soziologie nicht in der Lage, den Großteil des Diskurses in ihren eigenen Fachzeitschriften zu führen, davon abgesehen das diverse empirische Belege zu sozialen Zusammenhängen im Kontext von Altruismus, nicht einmal von Soziologen stammen. Bevor ich mich nun der inhaltlichen Übersicht der drei Jahrzehnte widme, möchte ich noch auf die Verteilung der Debatte in empirische und theoretische Arbeiten aus der Darstellung in Tabelle 3 eingehen.

Tabelle 3: Anteil an empirischen und theoretischen Inhalten in den vorliegenden Publikationen.

1990-19992000-20092010-2013Gesamt
empirisch410968181
theoretisch42301082
review / sonstige353139
Mehrfachzuweisung53816
N7816091329
N o (ohne digitales Dokument)191635
Quelle: eigene Erhebung (HEIDI 2013); eigene Darstellung

So wird erkenntlich, das ein deutlicher Überhang an empirischen Arbeiten in diesem Bereich vorliegt, was an und für sich nichts ungewöhnliches ist. Jedoch nimmt die theoretische Auseinandersetzung mit Altruismus im stark soziologischen Kontext deutlich ab, während das Verhältnis sich deutlich stärker zu Gunsten der Empirie entwickelt hat, was Comte (s.o.) kritisch betrachtet und für den allgemein bekannten Rückgang in der Grundlagenforschung der Soziologie spricht (was vermutlich auch ein Nebeneffekt neuer technischer Möglichkeiten unserer Zeit ist, da man viel günstiger und schneller an umfangreiche Erhebungen kommen kann und so effizienter als früher, große Experimente durchführen kann). Allerdings scheint es meiner Auffassung nach bedenklich, wenn man sich kaum noch theoretisch mit Altruismus auseinander setzt, was sich meiner Ansicht nach auch in der starken Dominanz ökonomischer Konzepte in der Soziologie wiederspiegelt und selbst Modelle wie die altruistische Bestrafung in ihr erhebliche Anerkennung finden, als altruistisches Modell (siehe hierzu Fehr/Gächter (s.u.))! Jedoch sei auch auf die Angaben zu den Mehrfachzuweisungen hingewiesen, da sich einige Arbeiten sowohl theoretisch als auch empirisch mit der Thematik Altruismus auseinandersetzen, während zu einigen Arbeiten nicht einmal die Abstracts in den Datenbanken erfasst waren, was wieder für die Unvollständigkeit der Datenbanken spricht. Zieht man nun den Gesamtanteil der Soziologie in Prozent aus Tabelle 1 heran und nimmt die Stichprobe der Texte in Tabelle 2 hinzu (N=282), können insgesamt 132 Arbeiten aus primär (Sozial-)Psychologischen Zeitschriften2 als nicht unmittelbar sozialwissenschaftliche Arbeiten gestrichen werden, womit 46.81%3 der Arbeiten abgezogen werden müssen. Entspricht dieses Verhältnis auch den Suchresultaten aus dem Gesamtüberblick, würde die Soziologie nicht 3,18% Anteil am Altruismusdiskurs ausmachen sondern nur 1,69%4. Der nun folgende Überblick wird einen Abriss der inhaltlichen Schwerpunkte der drei Jahrzehnte liefern, um diese im Anschluss thematisch gegliedert konkret zu benennen. So sollte ein Überblick über die thematischen Schwerpunkte der drei Jahrzehnte möglich sein und die inhaltliche Differenzierung eine bessere Diskussion erlauben, sowie einer deutschsprachigen inhaltlichen Übersicht über die Altruismusarbeiten der letzten 23 Jahre.

Methodisches Vorgehen der Literatureingrenzung #

Um erst einmal einen Überblick über die vorhandene Literatur zu erhalten, wurden die in Anhang A aufgeführten Datenbanken verwendet mit den Suchbegriffen „Altruismus“ und zu Englisch „altruism“. Der Zeitraum für zu berücksichtigende Literatur belief sich nach Möglichkeit auf das Jahr 1989 und höher, da 1990 ein Überblick über den Theoriediskurs zu Altruismus von Piliavin in „Altruism: A Review of Recent Theory and Research“ veröffentlicht wurde. Sämtliche Literaturangaben wurden automatisiert über EndNote X6 in eine lokal angelegte und gesicherte Datenbank importiert und nach Möglichkeit einschließlich des digitalen Dokuments, meist in Form eines PDF‘s. Aufgrund der Haushaltsprobleme der US-Regierung 2013 waren zum Zeitpunkt der Erfassung der digitalen Dokumente einige Server nicht zu erreichen. Diese Beschränkung betrifft jedoch nur einen kleinen Prozentsatz (ca. unter einem Prozent). Kostenpflichtige PDFs blieben ebenfalls von der Erhebung ausgeschlossen, zumal nur ein Bruchteil der Literatur relevant ist und davon wieder nur eine Auswahl Berücksichtigung in der weiteren Arbeit findet. Soweit die Literaturangaben fehlerfrei importiert wurden, sind die Sprachen auf Deutsch und Englisch begrenzt worden. Vorab muss jedoch darauf hingewiesen werden, das sich die Bestände der Datenbanken kontinuierlich erweitern, womit eine identische Suchanfrage zu einem späteren Zeitraum deutlich abweichende Suchergebnisse liefern kann. So gibt es jetzt, im Jahr 2014, bereits Datenbankübergreifende Bestände bis ca. 1964, was sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Arbeit wieder deutlich verändert haben kann.

Auswahlverfahren #

Die Literaturauswahl wurde in mehreren Schritten durchgeführt. Zu Beginn wurden 100 Artikel (alphabetisch von a bis z aus der Gesamtansicht) ausführlich mit der in EndNote enthaltenen Suchfunktion nach dem Begriff „altruism“ durchsucht. Da dieser englischen Schreibweise nur das „-us“ am Ende des deutschen Begriffs fehlt, konnten mit dieser Vorgehensweise beide Begriffe abgedeckt5 werden. Bei Fehlen des digitalen Dokumentes, konnte in den meisten Fällen auf das Abstract der Literaturangabe zurückgegriffen werden. Für den vorliegenden Diskursüberblick wurden zwei gesonderte Recherchen durchgeführt, wobei eine Recherche6 nur über „Heidi & mehr“ durchgeführt wurde und die Literaturangaben so stark wie nur möglich auf die Thematik eingegrenzt, während die Gesamtrecherche datenbankübrgreifend, einen Überblick für die aufgeführten Disziplinen gibt und ihrem Gewicht im Diskurs über Altruismus Ausdruck verleiht. Es wurden folgende Suchparameter verwendet: Erweiterte Suche | Freitext: „altruism“; Treffer erweitern: „Über den Heidelberger Bestand hinaus suchen“; Sprache: „English“ oder „German“; Dokumenttyp: „Zeitschriftenartikel“ oder „Buchbesprechung“ oder „Buch / eBook“ oder „Buchkapitel“; Thema: „altruism“ oder „sociology“; Fach: „sociology & social history“. Das Suchergebnis lieferte N = 399 Treffer. Hiervon wurden jedoch manuell Zitate vom Export in EndNote ausgeschlossen. Nach manueller Entfernung weniger Doppelimporte erhielt die „Erhebung“ eine Anzahl von N = 329 Treffern zu themenspezifischen Altruismustexten zur Soziologie (bzw. sozialer Zusammenhänge), auch wenn ein Großteil der Texte in Journalen außerhalb des soziologischen Schwerpunktes erschienen sind (s.u.).

Zudem gibt es neben dem bisher einmaligen Diskursüberblick von Piliavin/Charng (1990: 57; welche sich stark auf individuelle Motive konzentriert haben) auch noch einen zweiten von Carlson et al. (1988 in Piliavin/Charng 1990), während ich mich zusätzlich auf eine weitere Analyse von Simmons7 (1991; dieser konzentriert sich auf eine bessere Integration von Altruismus in die Soziologie) konzentriert habe, womit der Diskurs bis 1990 gut abgedeckt ist und in den aufgeführten Texten bereits einen guten Überblick liefert, weshalb für nähere Details, auf diese verwiesen sei. Zwar hat Piliavin 2009 (Evolution und Herkunft des Helfens und von Altruismus und die Entwicklung des Kindes; strebt u.a. eine bessere Zusammenarbeit zwischen Soziologie und Sozialpsychologie an) noch eine Entwicklung des Feldes skizziert. Um die Inhalte durch die Schaffung dieser Diskursentwicklung nicht weiter zu zerreißen, wurden die drei genannten Texte weitgehend unabhängig von den aufgeführten Jahren eingearbeitet, was gleichzeitig eine Kontrolle der Qualität dieser Erhebung ermöglichte. Insgesamt wurden somit Arbeiten mit sozialpsychologischem und soziologischem Schwerpunkt vereinzelt rückwirkend bis in die 60er Jahre zurück. Schwerpunkt dieser Darstellung sind keine detailierten Konzepte sondern vielmehr der Diskurs und seine Schwerpunkte an sich, weshalb sich die inhaltliche Auswertung der Texte stark auf deren Asbtracts und nur bei Bedarf auf die Hauptteile der Texte beschränkt.

Rechercheparameter #

HEIDI – Katalog für die Bib. der Universität Heidelberg #

https://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/kataloge/heidi.html

Ausgangspunkt der Recherche zu den Begriffen „Altruismus“ und „altruism“ ist der Bibliothekszugriff des Studienortes, hier also der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Zunächst wurde im Eingabefeld „Freitext“ der erweiterten Suchmaske nach sämtlichen Eintragen zu „altruism“ gesucht. Diese Recherche wurde um folgende Suchkriterien eingegrenzt: Sprache: „deutsch“ oder „englisch“; Jahr: „1989-2014“; Fach: „Soziologie, Gesellschaft“ mit einer Trefferquote von N = 22. Für den Suchbegriff „Altruismus“ Gelten die selben Suchparameter mit einer Trefferquote von  N = 66. Das Recherchesystem lieferte keine Abstracts der exportierten Literaturangaben mit.

HEIDI & mehr #

Bei HEIDI & mehr handelt es sich um eine spezielle Ausdehnung der Datenbankzugriffe über „Summon“ (Reiter in der HEIDI-Oberfläche auswählen: HEIDI & mehr) des „Web-Scale Discovery-Service […] von Serials Solutions [für] indexierte zahlreiche Zeitschriften und Volltextdatenbanken“. Zwar wäre eine Ausdehnung auf Bestände außerhalb der Universität möglich gewesen und hätte eine Trefferquote von N = 5.048 [vom 13. Oktober 2013] Literaturangaben für den Begriff „altruism“ im Suchfeld „Freitext“ zur Folge gehabt, jedoch wurde aufgrund des Umfangreichen bestandes von N = 1953 auf diese Ausdehnung verzichtet, zumal in rein quantitativen Analysen Fallzahlen von 1000 bereits sehr gute Auskunft über die Entwicklung der Gesellschaft liefern. Zwar stehen hier keine befragten Akteure zu Debatte, jedoch sollten die berücksichtigten Artikel die Altruismusdebatte in ihren Wesenszügen bereits adäquat erfassen. Den genannten Fallzahlen unter dem Begriff „altruism“ liegen folgende Sucheingrenzungen zugrunde: Sprache: „English“ oder „German“; Fach: „sociology & social history“; Dokumenttyp: „Zeitschriftenartikel“ oder „Buchbesprechung“ oder „Buch / eBook“ oder „Buchkapitel“; Zeitraum: „1990-2014“ [aus technischen Gründen kann der Suchzeitraum hier nicht auf 1989 ausgedehnt werden]. Der Begriff „Altruismus“ wurde ebenfalls in einer Suchanfrage eingesetzt und gab eine Trefferquote von N = 96 zurück. Das Recherchesystem lieferte fast lückenlos Abstracts der einzelnen Artikel mit.

BASE – Bielefed Academic Search Engine #

https://www.base-search.net/

Um dem Vorwurf einer unreflektierten Recherche vorzubeugen wurde die Recherche auf das Recherchesystem der Universität Bielefeld ausgedehnt (welches eine Vielzahl an Abschlussarbeiten sowie graue Literatur enthält), hier ebenfals für die Begriffe „Altruismus“ und „altruism“ welche eine Trefferquote von N = 228 zurück gab mit folgenden Suchparametern: Lingusitische Tools: „zusätzliche Wortformen“; Dewey-Dezimalklassifikation (DDC): „Sozialwissenschaften, Soziologie“; Sprache: „Deutsch“ oder „Englisch“ (müssen getrennt/separat abgerufen werden); Zeitraum: „1996-2010“ (die Datenbank liefert keine weiteren Einträge). Das Recherchesystem lieferte fast ausnahmslos Abstracts der einzelnen Artikel mit.

Web of Science #

https://www.webofscience.com/wos/woscc/basic-search

Zusätzlich wurde eine Recherche über die Datenbanken von Web of Science durchgeführt. Hier besteht das Recherchesystem jedoch auf einer Suche mit dem englischen Begriff, also „altruism“, während eine zusätzliche Recherche mit „Altruismus“ ausbleibt. Im Rahmen dieses Suchsystems (Web of Knowledge von Thomson Reuters) werden zwei Datenbanken simultan durchsucht, der „Science Citation Index Expanded“ und der „Social Science Citation Index“. Die Suche in den Datenbanken gab eine Trefferquote von 154 Einträgen zurück mit folgenden Suchparametern: „Topic=(altruism )“; Refined by: „Document Types=(ARTICLE OR BOOK CHAPTER ) and Research Areas=(SOCIOLOGY ) AND Languages=(ENGLISH OR GERMAN ) Timespan=1989-2013“.

google scholar #

https://scholar.google.de/

Abschließend wurde eine Recherche mit der bekannten Suchmaschine google durchgeführt, hier mit der speziellen Version google scholar. Leider bietet google keine derart feinen Sucheingrenzungen wie die vorangegangenen Datenbanken, weshalb hier nur nach Texten gesucht wurde, welche im Titel den Begriff „allintitle: Altruismus“ enthalten [„ohne Patente“ & „ohne Zitate“] im Zeitraum von „1989-2013“. Die Recherche gab N = 64 unterschiedliche Suchergebnisse zurück, davon diverse Hausarbeiten über den GRIN Verlag, während eine Reihe von Doppeleinträgen in selbiger Recherche manuell ausgeschlossen werden mussten (Einzelimporte in EndNote).

Quellenangaben #

  • Baurmann, Michael, 1999: Durkheims individualistische Theorie der sozialen Arbeitsteilung. In: Friedrichs, Jürgen und Wolfgang Jagodzinski (Hrsg.): Soziale Integration. Opladen (u.a.): West-deutscher Verlag: 85-114.
  • Bierhoff, Hans-Werner, 2002a: Theorien hilfreichen Verhaltens.In: Frey, Dieter und Martin Irle (Hrsg.): Theorien der Sozialpsychologie. Band II: Gruppen-, Interaktions- und Lerntheorien.(überarb. Aufl.).Bern: Huber: 178-197.
  • Bierhoff, Hans-Wener (Hrsg.), 2002: Prosocial Behaviour. London: Routledge. 
  • Bierhoff, Hans-Werner, 2002b: How does prosocial behaviour develop? und Learning of prosocial behaviour. In: Ders. (Hrsg.): Prosocial Behaviour. London: Routledge: 59-72, 73-103. 
  • de Waal, Frans (Hrsg.), 2008: Primaten und Philosophen. Wie die Evolution die Moral hervorbrachte. München: Hanser.
  • Fehr, Ernst und Simon Gächter, 2002: Altruistic punishment inhumans. In: Nature 415: 137-140: https://doi.org/10.1038/415137a.
  • Hillmann, Karl-Heinz und Günter Hartfiel, 2007: Wörterbuch der Soziologie. (5.Aufl.) Stuttgart: Kröner.
  • Mauss, Marcel, 1990: Die Gabe. Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften. (1. Aufl.) Frankfurt/M.: Suhrkamp.
  • Nagel, Thomas, 2005: Die Möglichkeit des Altruismus. (2.Aufl.) Berlin, Wien: Philo. Nagel, Thomas, 2012: Der Blick von nirgendwo. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag: 263-264.
  • Ockenfels, Axel, 1999: Fairness, Reziprozität und Eigennutz. Ökonomische Theorie und experimentelle Evidenz. Tübingen: Mohr Siebeck.
  • Piliavin, Jane Allyn und Hong-Wen Charng 1990: Altruism: A Review of Recent Theory and Research. In: Annual Review of Sociology, 16(1): 27-65: https://doi.org/10.1146/annurev.so.16.080190.000331.
  • Tomasello, Michael, 2010: Warum wir kooperieren. (1.Aufl.) Berlin: Suhrkamp.
  • Simmons, Roberta G., 1991: Presidential Address on Altruism and Sociology. In: The Sociological Quarterly, 32(1): 1-22. URL: http://www.jstor.org/stable/4121438.

Fußnoten

  1. „Wall Street zaubert Finanzpapiere aus dem Hut“ (in: http://boerse.ard.de/anlagestrategie/branchen/wall-street-zaubert-finanzpapier-aus-dem-hut100.html, 2013.08.26: 10:28Uhr). Hierbei handelt es sich um fast identische Anlagen mit hochriskanten Wetten wie sie zur Weltfinanzkrise 2008 geführt haben.
  2. Zeitschriften: Journal of Personality and Social Psychology; European Journal of Social Psychology; Evironment and Behavior; Journal of Applied Social Psychology; Journal of Experimental Social Psychology; Child Development; Social Psychology Quarterly; The Journal of Social Psychology; Journal of Familiy and Economic Issue; Agriculture and Human Values; British Journal of Social Psychology; Group & Organization Management; Journal of Urban Economics; Journal of Contemporary Ethnography.
  3. 46.81%: 100%/NGesamt282 = 0,3546*NPsych132 = 46.81%
  4. 1.69%: 100%-46.81% = 53.19% [entspricht NSoz150] = (3.18%/100)*53.19% = 1.69%
  5. Datenbanken können je nach System restriktive Suchmechanismen haben, welche nur nach dem speziellen Wort und nicht nach variierenden Schreibweisen wie bspw. bei google suchen.
  6. Recherche vom 14. Oktober 2013; Ergänzung um 5 Einträge am 21.11.2013; Ein weitere Ergänzung wurde am 09.12.2013 angestrebt, jedoch wurden geringfügige Änderungen an der Benutzeroberfläche festgestellt (die Formulierung „HEIDI & mehr“ wurde durch „Artikel & mehr“ ersetzt), erheblich abweichende Suchergebnisse (deutlich abweichende Fallzahl, dafür stärker Soziologiespezifisch) und der Suchzeitraum verfügt nun Datenbankübergreifend über Literatureinträge ab 1964, womit der mögliche Recherchezeitraum erheblich ausgedehnt wurde (jedoch noch erhebliche Lücken im Zeitraum aufweist). Aus Gründen der Repräsentativität beschränken sich die Recherchen auf die Ergebnisse vom 15.10. und 21.11.2013 um eine Vergleichbarkeit innerhalb der unterschiedlichen Recherchen zu erhalten. Wie bereits angekündigt, verändern sich die Datenbankbestände täglich bis stündlich und die Software/Suchmechanismen dieser werden immer wieder modifiziert (bzw. neue Datenbankzugriffe wurden erworben oder auslaufende erlöschen), weshalb es bei nachträglichen Recherchen zu erheblichen Abweichungen kommen kann. Daher auch die Formulierung: „[…] Soziologie und ihr Gewicht in der Altruismusdiskussion von 1990 bis 2013 im Überblick“ wobei hier insbesondere die Formulierung Überblick betont sei, welche den Anspruch auf Vollständigkeit bereits ausschließt.
  7. Simmons Arbeit wird vor dem Hintergrund von Nieren- und Knochenmarkspenden diskutiert und stellt selbst Bezüge zu dem Diskursüberblick von Piliavin/Charng (1990) her.
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